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Sein Erbe: Friedensarbeit

Ein kanadischer Distrikt erfüllt seinem Governor den Traum, Mediation mit einer indigenen Nation zu lernen

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Dave Hamilton hatte einen Traum - eine Vision des Friedens. Seit er von Rotarys Partnerschaft mit Mediators Beyond Borders International erfahren hatte, wollte er die Gruppe in seinen Distrikt holen, um Menschen dabei zu helfen, schwierige Themen anzusprechen und Konflikte auf neue Weise anzugehen.

Dave Hamilton, Governor 2020/21, Distrikt 5040

Foto: Blake Cowan

Als er zum Governor des Distrikts 5040 in Westkanada für 2020-21 ernannt wurde, begann Hamilton mit der Planung eines ehrgeizigen Programms für die Distriktkonferenz. Er hoffte, Rotary-Mitglieder, MBBI-Moderatoren und Mitglieder der Nisga'a Nation - einer indigenen Gemeinschaft in der Region - zusammenzubringen, um sich gegenseitig kennenzulernen und gemeinsam zu lernen. „Es war die Konferenz von Dave. Er wollte, dass es etwas anderes wird als das Übliche“, sagt John Anderson, Mitglied des Rotary Clubs Tsawwassen (Delta). „Daves Schwerpunkt war 'die Familie von Rotary', und er wollte dies auf das gesamte Gemeinwesen ausweiten.“

Dann geschahen zwei Dinge, die eine Änderung der Pläne erzwangen. Im Jahr 2020 setzte die COVID-19-Pandemie allen persönlichen Zusammenkünften ein Ende. Und am 29. März 2021 starb Hamilton an Prostatakrebs.

Vor seinem Tod hatte Hamilton begonnen, Beziehungen zu Mitgliedern der Nisga'a-Nation aufzubauen. Leslie Robinson, die Koordinatorin für die Jugendarbeit der Nation, sagt, dass sie sein Engagement, seine Stärke und seinen Mut nie vergessen wird. „Er war so sanftmütig, aber sein Weitblick war enorm“, sagt Robinson. „Als er diese persönliche Krise durchmachte, aber trotzdem seine Arbeit machte, war das das Erstaunlichste, was ich je erlebt habe. Er war immer noch in der Lage, seine Vision zu verwirklichen, alle zusammenzubringen, vor allem aus unserer ,Nation‘.“

Ein Diagramm aus dem Mediationsprogramm verbindet die Vier-Fragen-Probe mit den Lehren der Nisga'a.

Da es aufgrund von COVID-19 nicht möglich war, die Konferenz so abzuhalten, wie Hamilton es sich vorgestellt hatte, beschlossen die Planer, die Mediation stattdessen online zu erlernen. Sie hofften, dass die Teilnehmer/innen dann in ihren Clubs und Gemeinden Diskussionen über schwierige Themen anregen würden. Das Programm wurde von Lorelei Higgins und Scott Martin entworfen und geleitet, zwei ehemalige Rotary Peace Fellows, die jetzt MBBI-Mediator bzw. MBBI-Mediatorin sind.

Higgins - eine Beraterin für Beziehungen zu indigenen Völkern, die von den Métis abstammt - und Martin entwickelten ein Programm, das die Lehren der Nisga'a mit rotarischen Grundsätzen wie der Vier-Fragen-Probe verband. Sie besuchten die Nisga'a-Gemeinde während Hobiyee, dem Neujahrsfest der Nation, und verbrachten einige Tage damit, die Menschen kennenzulernen und mehr über ihre Kultur zu erfahren. Dann bauten sie die Ideen der Nisga'a in das MBBI-Programm ein - insbesondere die des sayt-k'il'im-goot. Es bedeutet „ein Herz, ein Weg, eine Nation“.

„Die Metapher ist eine gemeinsame Schale“, sagt Higgins. „Die Ältesten haben viel Zeit damit verbracht, uns das beizubringen. Denn wenn wir in unserem Leben nicht so handeln, als würden wir aus einer gemeinsamen Schüssel essen, werden wir nie das große Ganze im Auge behalten. Unsere Gespräche zur Förderung des Friedens basierten auf dieser praktischen Idee.“

Ein weiteres Konzept, das im Rahmen des Programms untersucht wurde, war das der Neutralität als Alternative zur Empathie. Shirley-Pat Chamberlain, Mitglied des Rotary Clubs Steveston-Richmond, war von dieser Idee anfangs überrascht. Doch dann verstand sie, dass es von Vorteil sein kann, eine neutrale Position gegenüber einer anderen Person einzunehmen, anstatt zu versuchen, sich in sie einzufühlen.

„Ich kann mich nicht immer einfühlen, weil meine Lebenserfahrung anders ist“, sagt Chamberlain. „Anstatt eine Beziehung auf der Grundlage eines gemeinsamen Gefühls aufzubauen, ging es mehr darum, neutral zu bleiben. So entsteht eine Art von Gespräch, die anders ist, als die, bei der man versucht, den Gesichtsausdruck zu interpretieren oder eine emotionale Verbindung zu knüpfen. Wenn Menschen ,getriggert‘ werden oder [stark] reagieren, schreiben Sie Ihre eigenen Emotionen für sich auf, aber halten Sie Ihren Gesichtsausdruck und Ihren Ton so neutral wie möglich. Das kann einen sicheren Raum schaffen.“

 

Leslie Robinson, Koordinatorin für Jugendengagement bei der Nisga'a-Nation

Foto: Leslie Robinson

Shirley-Pat Chamberlain, Rotary Club Steveston-Richmond, British Columbia, Kanada

Foto: Laureen Carrothers

Die Moderatoren/Mediatorinnen in der Ausbildung übten auch das so genannte tiefe Zuhören. Zwei Minuten lang erzählte eine Person einer anderen, was sie über ein Thema dachte. Dann nutzte die zweite Person zwei Minuten, um zu „reflektieren“, was sie von der ersten Person gehört hatte. Dieser aufnahmebereite Geist wurde zu Beginn jeder Sitzung mit einer meditativen Atemübung hergestellt.

Für Ardath Paxton Mann, Mitglied des Rotary Clubs West Vancouver Sunrise, war diese scheinbar einfache Übung ein Hauptgrund, warum das Programm so transformierend war. „Es war wahrscheinlich eine der wertvollsten Erfahrungen, die ich in meinen 35 Jahren bei Rotary gemacht habe“, sagt sie.

Etwa 50 Rotary-Mitglieder und Mitglieder der Nisga'a-Gemeinde nahmen drei Monate lang an zwei Online-Sitzungen pro Woche teil. Anschließend kehrten sie in ihre Clubs zurück, um Diskussionen über Themen wie Rotarys Engagement für Diversität, Gleichstellung und Inklusion, die kanadische Wahrheits- und Versöhnungskommission, Mitgliederfragen und psychische Gesundheit zu moderieren.

Robinson schätzte es, im Rahmen des Programms neue Leute kennenzulernen und neue Fähigkeiten zu erwerben. „Es hat mich wirklich aus meiner Komfortzone geholt, was die Vorbereitung auf jede Art von Präsentation angeht“, sagt sie und fügt hinzu, dass das Training „mich auf eine neue Komfortstufe als Moderatorin und Co-Moderatorin gebracht hat“. Paxton Mann hofft, dass diese Zusammenarbeit nur der Anfang ist. Sie würde es gerne sehen, wenn Rotary-Mitglieder alle Arten von Diskussionen mit anderen Gruppen in der Gegend moderieren würden. „Wir möchten, dass das Gemeinwesen Rotary als eine Art Drehscheibe für den Frieden sieht“, sagt sie. „Wenn die Schulbehörde schwierige Gespräche führt, können wir sie in moderierte Friedensgespräche einführen. So können Gespräche ohne den Ärger und die Meinungsverschiedenheiten geführt werden, die oft auftreten, wenn die Leute nur über einen Tisch hinweg miteinander reden.“

Mehr zur Partnerschaft von Rotary mit MBBI

Mehr zur Nisga'a Nation (nur in Englisch)

— 29. Aug. 2023