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Nach den Überschwemmungen in Texas rollt eine rotarische Hilfswelle an

Rotary-Mitglieder helfen den Betroffenen

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In den Stunden vor Sonnenaufgang am 4. Juli fielen in Kerr County, Texas, USA, mehr als 26 cm Regen. Einigen Schätzungen zufolge kamen dabei bis zu 100 Milliarden Liter Wasser zusammen, mehr als der tägliche Wasserfluss über die Niagarafälle. Die sintflutartigen Regenfälle führten dazu, dass der Guadalupe River über 12 Meter anstieg. Mindestens 130 Menschen kamen ums Leben und Tausende von Gebäuden wurden zerstört oder beschädigt.

Als Larry Agee in den folgenden Tagen bei den Bergungsarbeiten half, traf er einen Überlebenden, der verzweifelt war und immer noch unter Schock stand. "Er hatte alles verloren", sagte Agee. Der Mann war vor allem auf einen Verlust fixiert: Der große Fahnenmast vor seinem Haus war weggespült worden, und er wollte ihn unbedingt wiederhaben.

 

Nach den Überschwemmungen in Texas hissen Larry Agee (rechts) und sein Sohn Adam eine US-Flagge am Guadalupe River.

Foto: Vanessa Agee

Agee ist mit dieser Art von Dingen schon einmal konfrontiert worden. Als Mitglied des Rotary Clubs Bonita Beach Sunset in Florida ist Agee Geschäftsführer und Mitbegründer von Disaster Aid USA. Die Organisation, die als Projekt eines Rotary Clubs begann, zählt heute landesweit mehr als 90.000 Freiwillige und hat bereits bei mehr als 90 Katastrophen im Inland mit Fachwissen und wichtiger Ausrüstung geholfen. Kerr County war Agees 63. Einsatz im Inland, so dass die Klage dieses Überlebenden nichts Neues für ihn war.

"Wir treffen diese Menschen im stressigsten Moment ihres Lebens", sagte Agee. "Wenn sie 30 Minuten reden wollen, halten wir inne, hören uns ihre Geschichten an und zeigen Mitgefühl. Wenn ich sehe, dass die Anspannung von ihrem Gesicht abfällt, weiß ich, dass ich geholfen habe. Die harte Arbeit fängt vielleicht gerade erst an, aber das ist ebenso wichtig."

Wie in all diesen Situationen koordinierten Agee und die anderen freiwilligen Helfer von Disaster Aid USA ihre Arbeit mit den örtlichen Behörden und den Distrikten von Rotary und nutzten dabei das bereits bestehende Rotary-Netzwerk. Aber sie waren nicht die einzigen Rotary-Mitglieder, die ihre Hilfe anboten. Die Rotary Foundation hat bereits einen Katastrophenhilfe-Grant in Höhe von 25.000 USD für den Distrikt 5840 bewilligt, mit dem wichtige Ausrüstungsgegenstände für die Einsatzkräfte sowie Kleidung und andere notwendige Dinge für die Überlebenden bezahlt werden können. Und Rotary-Mitglieder aus dem ganzen Land erklärten sich bereit zu helfen.

"Ich habe persönlich von 40 bis 50 Rotary Clubs gehört, die sich an uns wenden", sagte Kristy Vandenberg. Als Past Governorin des Distrikts 5840 (zu dem Kerr County gehört) war Vandenberg 37 Jahre lang für das Hill Country Chapter des Amerikanischen Roten Kreuzes tätig, unter anderem als Geschäftsführerin. "Ich glaube, wir haben hier etwa 2.100 Ersthelfer und für Katastrophenfälle ausgebildete Personen, die sich um die Betroffenen kümmern", sagte Vandenberg, die einen engen Freund in der Flut verloren hat. "Das Wichtigste ist, dass wir bereit sind, den Menschen einen Plan für den Wiederaufbau an die Hand zu geben. Das ist es, worauf wir uns konzentrieren."

 

Texas-Rotary-Mitglieder Woody Lockhart, Mitte, Past RI Director Suzi Howe und andere beraten während der Fluthilfe-Aktionen.

Foto: Maria Cortez-Ochoa

Vandenberg und die derzeitigen Distriktleiter koordinierten sich mit der Disaster Aid USA, um sicherzustellen, dass die Freiwilligen auf die Website der Organisation verwiesen werden. "Sie sind in der Lage, in einige der am stärksten betroffenen Gebiete vorzudringen, weil sie über speziell ausgebildete Mitarbeiter verfügen", sagte sie. In enger Zusammenarbeit mit der Federal Emergency Management Agency verfolgt die Organisation auch die von Freiwilligen geleisteten Stunden und die damit verbundenen Dollarbeträge.

"In unseren ersten fünf Tagen in Kerr County haben wir Arbeit im Wert von 150.000 Dollar für die FEMA geleistet", so Agee. "Wir geben diese Zahl an den Distrikt weiter, und das ist Geld, das der Landkreis nicht ausgeben muss. Das ist unsere Art, Gemeinwesen etwas zurückzugeben." Vandenberg betont auch, dass Geldspenden die effektivste Möglichkeit für besorgte Rotary-Mitglieder und andere Spender/innen seien, um zu helfen. "Wir sagen allen unseren Clubs: Überweist Eure Spenden, damit sie von hier aus weitergegeben werden können", sagte sie. "Wenn jemand eine Rechnung für eine Pflege- oder Hilfsleistung erhält, können wir diese erstatten, weil wir diesen Fonds hier haben."

Agee und seine Freiwilligen wurden beauftragt, einen Abschnitt des Guadalupe River von Schutt zu befreien und Aufräumarbeiten zu erledigen: Häuser vom Schlamm zu befreien, die Innenräume bis auf die Grundmauern zu entkernen und Wasser- und Schimmelschäden zu beseitigen. Zu diesem Zweck rückten sie mit drei Baggern, neun Kompaktladern und einem Dutzend Kettensägen an. Bei ihrer Arbeit sahen sie die traurigen Überreste: Tennisschuhe, Kleidung, Fotos, Kinderspielzeug. Auch eine Leiche wurde aus dem Bereich, in dem sie arbeiteten, geborgen.

Als Agee schildert, was er erlebt hatte, kommen ihm die Tränen. "Normalerweise hatte ich Zeit, solche Situationen zu verarbeiten und das, was ich gesehen habe, im Hinterkopf zu behalten", sagte er. "Das hier habe ich noch nicht verarbeitet." Aber er hat zusammen mit seinem Sohn Adam und seiner Tochter Vanessa den Fahnenmast des Mannes gefunden und ihn wieder in seinem Garten aufgestellt. Als Veteran hat Agee immer eine Flagge in seinem Wagen dabei, und er und Adam hissten diese Fahne auf dem Mast, während der Mann dastand und zusah. "Das war wichtig für ihn", sagte Agee. "Das war Tag 1 seiner Genesung." Das war getan — die Arbeit geht weiter.

Spenden an den District 5840 Disaster Relief Fund

— August 2025


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