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Wichtige Antworten zu Polio

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Nach einem Bericht der World Health Organization (WHO) wurden in diesem Monat aus der Demokratischen Republik Kongo und aus Syrien Fälle von Polio-Infektionen gemeldet, für die der orale Impfstoff als Ursache gilt.

Mindestens 22 Fälle wurden in Syrien verzeichnet, mindestens vier in Kongo. In beiden Ländern arbeiten Gesundheitsbehörden mit der Global Polio Eradication Initiative (GPEI) zusammen, um sofort auf die Ausbrüche mit zusätzlichen Impfmaßnahmen und Felduntersuchungen zu reagieren.

Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, wurden nach WHO-Angaben die Impf- und Überwachungsmaßnahmen auch in angrenzenden Ländern verstärkt.

Trotz dieser Neuerkrankungen geht der Druck auf eine Ausrottung der Krankheit stärker denn je weiter. In diesem Jahr wurden weniger Fälle gemeldet als jemals zuvor in der Geschichte. Nur kurz zuvor wurden bei der Rotary International Convention in Atlanta neue Spendenzusagen in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar gemacht, um die Initiative konsequent fortzusetzen.

Durch das Vakzin erzeugte Krankheitsfälle sind extrem selten und sie unterscheiden sich von durch das Wildvirus hervorgerufene Infektion in ihrem Krankheitsbild.

 

Hier sind einige Fakten zum besseren Verständnis solcher durch Impfungen hervorgerufenen Infektionen.

F: Welche zwei Arten von Polio-Fällen gibt es?

A: Das frei in der Umwelt zirkulierende Poliovirus (Wildvirus) verursacht Infektionen, aber nicht alle Befallenen entwickeln die vollen Krankheitssymptome.

Infektionen durch Impfstoffe sind extrem selten und können nur unter bestimmten Umständen passieren. Die lebenden Virenstämme in den oralen Impfstoffen sind geschwächt und dienen dazu, die Reaktion des Immunsystems zu aktivieren, ohne dass es zum Ausbruch der Krankheit kommt. Der Impfstoff wird oral eingenommen und Viren reproduzieren sich im Darm des Kindes und werden auch ausgeschieden. In Gegenden mit sehr schlechten sanitären Verhältnissen kann es daher zu Übertragungen auf andere Kinder kommen. Das kann meist sogar einen positiven Impfeffekt haben. Findet das Virus keine Wirte mehr, stirbt es aus.

Das Problem entsteht, wenn in besagten Risikogebieten mit schlechten sanitären Verhältnissen auch eine niedrige Durchimpfungsrate besteht, d.h. dass zu wenige Kinder einer Population immunisiert wurden. Dann kann das Virus weiterhin solange zirkulieren, wie es ungeschützte Kinder zum Befall findet. Während dieser Vermehrung mutiert das Virus zudem. Geht diese schleichende Zirkulation unentdeckt lange genug vor sich (in der Regel mindestens 12 Monate), dann entstehen Mutationsstämme, die stark genug sind, Lähmungen zu erzeugen.

F: Ist der Impfstoff sicher?

A: Ja. Der orale Impfstoff (die Schluckimpfung) hat die Kinderlähmung (Poliomyelitis) seit 1988 zu 99,99 Prozent reduziert. Das Risiko durch das Wildvirus ist bei weitem größer als das Risiko eines durch Vakzine verursachten Ausbruchs. Nachdem das Wildvirus ausgerottet ist, werden auch Impfungen mit dem oralen Impfstoff eingestellt.

F: Passieren solche durch Vakzine verursachten Erkrankungen oft?

Zu einer sorgfältigen Überwachung der Gesundheitssituation gehört neben der Aufsicht über die Kinder auch die Entnahme von Abwasserproben, welche auf die Existenz des Poliovirus getestet werden.

Foto:Miriam Doan

A: Nein, solche Fälle sind extrem selten. Dennoch werden die oralen Impfstoffe eingestellt, sobald das Wildvirus ausgerottet ist, um das Restrisiko zu vermeiden.

F: Wie häufig sind die Infektionen mit dem Wildvirus?

A: Das Wildvirus kommt derzeit endemisch nur in den drei Ländern Afghanistan, Nigeria und Pakistan vor. Für 2017 wurden bisher nur sechs solcher Infektionen mit dem Wildvirus gemeldet. Das ist die niedrigste Zahl von Poliofällen in der gesamten Geschichte – so wenige Fälle in so wenigen Regionen und Ländern wie nie zuvor!

F: Wie werden Poliofälle entdeckt bzw. wird Kinderlähmung diagnostiziert?

A: Die Überwachung für Poliofälle hat zwei Komponenten: Ärzte und Gesundheitsmitarbeiter untersuchen Kinder regelmäßig auf Symptome. Daneben werden aber auch Umweltproben aus Abwassersystemen oder (in Gegenden mit schlechten hygienischen Verhältnissen) aus freistehenden Gewässern, Jauchegruben etc. entnommen.

Dieses System funktioniert flächendeckend; die Erfassung der jüngsten Fälle demonstriert, dass die Überwachung auch in den beiden betroffenen Ländern funktioniert.

F: Was hat es mit den verschiedenen Impfwirkstoffen auf sich?

A: Es gibt zwei Arten von Impfstoffen: orale (Schluckimpfung) Impfungen und solche mit inaktivierten Viren. Der ursprüngliche orale Impfstoff schützte gegen Polioviren der Typen 1, 2 und 3.

Typ 2 des Wildpoliovirus gilt bereits seit 1999, das heißt, neue Impfstoffe müssen nur noch gegen die Virustypen 1 und 3 schützen. Die Impfung mit dem dafür entwickelten IPV-Impfstoff (steht für Inactivated Polio Vaccine, Inaktiviertes Polio-Vakzin) wir nur noch per Injektion verabreicht und kann keine Krankheitsausbrüche hervorrufen.