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Anerkennung des Wertes von Frauen

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Das mit einem Programs of Scale-Grant geförderte Programm „Together for Healthy Families in Nigeria“ hilft mit seinem Fokus auf die grundlegenden Bedürfnisse von Frauen den Familien in Nigeria

Text: Illustrationen:

Im März 1994 kamen Emmanuel Adedolapo Lufadeju und Robert Zinser im Anaheim Hilton and Towers ins Gespräch. Beide Männer waren in Vorbereitung auf ihr Governor-Jahr zur jährlichen International Assembly nach Kalifornien gereist – Lufadeju aus Nigeria und Zinser aus Deutschland. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass beide ähnliche Interessen verfolgten. Zinser hörte aufmerksam zu, als Lufadeju ihm von einem kürzlichen Besuch in einer Entbindungsstation in Nigeria erzählte. Zum damaligen Zeitpunkt überlebten fünf Prozent der Neugeborenen die ersten 28 Tagen ihres Lebens nicht. Ein Grund für diese hohe Sterblichkeitsrate war nach Lufadejus Informationen die mangelhafte Schwangerschaftsfürsorge und mütterliche Betreuung.

Zinser erwiderte: „Ich kann helfen.“

1995 begannen beide Rotarier ein kleines Projekt zur medizinischen Betreuung von Müttern und Kindern im Bundesstaat Kaduna im Norden Nigerias. Heute trifft man diese Maßnahmen im ganzen Land an. Sie verändern das Leben von Millionen Familien – alles aufgrund einer zufälligen Begegnung vor 28 Jahren. „Die Geschichte unseres Projekts ist die Geschichte einer rotarischen Freundschaft“, meint Lufadeju. „Ich dachte, das ist etwas, das mit dem Ende meiner Amtszeit wieder verschwindet. Und doch hat es hat den größten Teil meines Lebens ausgemacht.“

Im Juni gab die Rotary Foundation das Programm „Together for Healthy Families“ als Empfänger des zweiten Programs of Scale-Grant in Höhe von zwei Millionen Dollar bekannt. Die Förderung baut auf dem bisherigen Erfolg des Programms auf, um in Zukunft noch mehr zu erreichen.

„Hier geht es wirklich darum, die Art und Weise zu ändern, wie die Gesellschaft und das Gesundheitswesen auf die grundlegenden Bedürfnisse von Frauen eingehen“, sagt John Townsend, Vorsitzender der Rotary Action Group for Reproductive, Maternal, and Child Health und Leiter der Ethikkommission beim Population Council. „Und das ist wichtig, weil Frauen die treibende Kraft für Familie und Entwicklung sind. Wenn eine Frau stirbt oder schwere Behinderungen erleidet, hat das weitreichende Konsequenzen für die ganze Familie.“

Schlussendlich will „Together for Healthy Families“ in Nigeria die Mütter- und Säuglingssterblichkeit in den Zielregionen um 25 Prozent senken. Zu diesem Zweck sollen die Müttergesundheit und der Zugang zur Familienplanung verbessert und die Gesundheitssysteme auf nationaler, bundesstaatlicher und lokaler Ebene gestärkt werden. Außerdem soll die Inanspruchnahme von Mütterfürsorge und Familienplanungsdiensten erhöht werden, indem die Gemeindemitglieder über deren Vorteile aufgeklärt werden. Das Gesundheitspersonal soll geschult werden, um Kompetenzen zu verbessern und Daten zu Todesfällen bei Müttern und Neugeborenen zu erfassen, damit die Maßnahmen auf die spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten werden können.

Eine Mutter hilft beim Wiegen ihres Kindes im Rahmen einer Initiative zur Überwachung und Förderung des kindlichen Wachstums im Dei Dei Comprehensive Health Centre in Abuja, Nigeria.

Foto: Courtesy of Jan-Peter Sander/RMCH

Das Projekt „Together for Healthy Families in Nigeria“ (Gemeinsam für gesunde Familien in Nigeria) wird vom Rotary Distrikt 1860 (Deutschland) in Partnerschaft mit den Distrikten 9110, 9125, 9141 und 9142 (Nigeria) sowie der Rotary Aktionsgruppe für Reproduktionsgesundheit und Gesundheit von Mutter und Kind (Rotary Action Group for Reproductive, Maternal and Child Health, RMCH) gesponsert. Rotary- und Rotaract-Mitglieder in Nigeria koordinieren die Projektaktivitäten, beaufsichtigen die Schulungen, leiten die Lobbyarbeit und arbeiten mit der Regierung zusammen. Die Mitglieder in Deutschland unterstützen die Leitung, Überwachung und Auswertung des Projekts mit ihrem technischen und administrativen Fachwissen. Die Gruppe hat Fördermittel beim deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beantragt, das vom ersten Projekt an finanzielle Unterstützung geleistet hat und 1,36 Millionen Dollar für das jüngste Global-Grant-Projekt beisteuerte. „Sie waren von Anfang an die Kofinanzierer“, so Zinser. „Nicht nur einmalig, sondern immer wieder. Wenn man jemanden nicht nur einmal, sondern Jahr für Jahr für die Kofinanzierung gewinnen kann, ist man auf dem richtigen Weg.“

Nigeria bietet sich für Projekte im Schwerpunktbereich Gesundheit von Mutter und Kind besonders an. Das Land ist für 23 Prozent der Todesfälle bei Müttern und 11 Prozent der Todesfälle bei Neugeborenen weltweit verantwortlich, erklärt der Hauptansprechpartner für den Programs of Scale-Grant Jan-Peter Sander. Die Rotary Action Group for Reproductive, Maternal, and Child Health (RMCH) ging aus Zinsers und Lufadejus früheren Anstrengungen hervor und strebt Großprojekte in Nigeria an. „Mit dem steigenden Interesse (aufgrund des Grants) werden wir immer weiter wachsen“, sagt Zinser.

Bei der Planung der nächsten Schritte lassen sich die Planer des Programms von ihren früheren Fortschritten inspirieren. Nach dem Erfolg in Kaduna beantragten Rotary-Mitglieder in Nigeria und Deutschland gemeinsam eine größere Zuwendung bei der Foundation, mit der sie ihre Tätigkeit auf fast 100 lokale Verwaltungsgebiete in sechs Bundesstaaten ausweiten konnten. „Wir konzentrierten uns auf diese Gebiete, weil die meisten Kinder in Nigeria zu Hause geboren werden, erklärt Lufadeju. „Die Ergebnisse waren fast überall dieselben: Mehr Frauen gingen zur Entbindung in eine Klinik und der Staat baute mehr Kliniken, um den Anstieg von Klinikgeburten zu bewältigen.“

Dann empfahl ein prominenter Gynäkologe aus Deutschland, sich auf die Qualitätssicherung im gesamten Bereich der Geburtshilfe zu konzentrieren: auf die Qualität der Einrichtungen und Ausrüstung, auf die Qualität der Entbindung und auf die Qualität der Ergebnisse. 2008 begannen Rotary-Mitglieder damit, Daten über Todesfälle bei Müttern zu sammeln. Sie wollten herausfinden, welche Maßnahmen am sinnvollsten sind, und blickten nicht nur darauf, wie viele Mütter gestorben waren, sondern warum. Ein 2011 veröffentlichter wissenschaftlicher Bericht vermeldete eine Senkung der Müttersterblichkeit um 50 Prozent durch das Projekt. „Das hat uns Mut gemacht“, sagt Lufadeju.

Kurze Zeit später begann die nigerianische Bundesregierung mit der Überwachung von und Reaktion auf mütterliche und perinatale Todesfälle (MPDSR), einer von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Überprüfung der Müttersterblichkeit. Die Rotarier sahen Parallelen mit ihrer eigenen Qualitätssicherungsarbeit und begannen eine Zusammenarbeit mit der Regierung. Unterstützt von einem deutschen Statistiker übertrugen sie ihre Daten in ein elektronisches Format, und die von ihm entwickelte digitale Plattform wurde 2018 in das nigerianische Gesundheitswesen integriert. Die Plattform macht es möglich, Statistiken automatisch zu melden, eine Premiere für die Region, so Lufadeju.

In Zusammenarbeit mit der nigerianischen Regierung wurde das Projekt, das mit einer elektronischen Überwachung in acht Bundesstaaten begann, auf das ganze Land ausgeweitet. Das Rotary-Projekt bildete Amtsärzte auf lokaler, bundesstaatlicher und nationaler Ebene in der Sammlung und Überprüfung der Daten aus und unterstützte Regierungsbeamte bei der Einbringung eines Gesetzes, das später vom nigerianischen Parlament verabschiedet wurde und das die genaue Meldung von Todesfällen bei Müttern vorschreibt. „Wir haben dafür gesorgt, dass Todesfälle bei Müttern in Nigeria meldepflichtig sind. Diese Daten lassen sich nicht länger geheim halten, sondern sind jetzt öffentlich zugänglich“, sagt Lufadeju. „Die staatlichen Stellen können anhand dieser Informationen mehr Personal einstellen, ihr Budget planen und sich auf die Bereiche konzentrieren, in denen Bedarf besteht. So wird sichergestellt, dass bei der nationalen Planung Aspekte der Müttergesundheit berücksichtigt werden.“

Das Programm „Together for Healthy Families in Nigeria“ wird die Erfahrungen aus den vorangegangenen Phasen nutzen und das System in drei nigerianischen Bundesstaaten und dem Hauptstadtterritorium um Abuja vervollkommnen.

„Unser Ziel ist ein gutes Modell, das sich von den anderen Bundesstaaten in Nigeria und in anderen Teilen Afrikas leicht übernehmen lässt“, so Lufadeju. Für die Nachhaltigkeit des Projekts ist die Zusammenarbeit das A und O. „Von Anfang an waren wir mit der Regierung im Gespräch, weil es uns um Nachhaltigkeit und zukünftige Finanzierung ging“, sagt er. „Wenn man in Afrika ein Projekt durchführen will, ohne die Regierung, die traditionellen Machthaber oder die politische Führung zu beteiligen, stirbt das Projekt nach seinem Abschluss.“

Das Programm baut auf der umfassenden Arbeit auf, die Rotary bei der Ausrottung der Kinderlähmung in Nigeria geleistet hat und bei der „Vertrauen und ein Verständnis der Größenordnung aufgebaut wurde“, so Townsend. „Man muss (Polio) aus einer nationalen, regionalen und globalen Perspektive betrachten, und die Gesundheit von Müttern steht mit Sicherheit damit im Zusammenhang. Dies ist eine Aufgabe, die im großen Maßstab umgesetzt werden muss, und Rotary ist dafür in Nigeria besonders gut aufgestellt. Überall im Land gibt es Rotary Clubs mit einflussreichen Mitgliedern und zunehmend mehr Frauen in Führungsrollen. Und sie alle zeigen großes Engagement, um durchgreifende gesellschaftliche Änderungen durchzusetzen.

Finalist

Tsehai liebt das Lernen

Land: Äthiopien

Schwerpunktbereich: Elementarbildung, Lesen und Schreiben, Friedensförderung und Konfliktprävention

Projektvorschlag: „Tsehai liebt das Lernen“ ist eine beliebte nationale TV-Serie, die von Whiz Kids Workshop produziert wird. Im Mittelpunkt steht die 6-jährige Giraffenpuppe Tsehai, die Kinder auf den Eintritt in die Schule vorbereiten soll. Das Curriculum der Sendung wurde mit Erfolg an 40 öffentlichen Schulen in Addis Abeba eingeführt und hat bereits zu besseren Lernergebnissen und sozial-emotionalen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler geführt. Dieses Projekt möchte das Curriculum auf andere Teile des Landes ausweiten und zu diesem Zweck Materialien erstellen und verteilen sowie die Lehrkräfte schulen und begeistern. Außerdem ist ein Pilotprogramm zur Friedenserziehung geplant, das die Wirksamkeit eines solchen Programms und die Bereitschaft für eine künftige Ausweitung ermitteln soll.

Aussagen der Jury: Rotary hat die Fähigkeit, die Einstellung zur frühkindlichen Bildung in Äthiopien zu verändern. Die Rotary-Mitglieder und Whiz Kids Workshop sehen ein großes Potenzial für die Übernahme des Projekts in anderen Ländern.

Rolle von Rotary: Das Programm wird vom Rotary Club Addis Abeba-West sowie von sieben weiteren Rotary und Rotaract Clubs in Äthiopien gesponsert. Es sieht vor, dass Rotary-Mitglieder als „Alphabetisierungsmeister“ ehrenamtlich in Schulen vorlesen und Materialien verteilen. Außerdem werden Rotary-Mitglieder als technische Berater und Fürsprecher bei staatlichen Stakeholdern fungieren, um die vollständige Umsetzung und Nachhaltigkeit zu gewährleisten.

Hauptpartner: Äthiopiens Bildungsministerium, regionale Bildungsbehörden und das äthiopische Sozialunternehmen Whiz Kids Workshop, das sich auf Bildungsmedien für den Vorschulbereich und spielerisches Lernen konzentriert. Es wurde von Bruktawit „Brukty“ Tigabu mitbegründet, einem Mitglied des Rotary Clubs Addis Abeba-West.

Erwartetes Ergebnis: Verbesserung der Schulreife und der Lernerfolge um 80 bis 90 Prozent für mehr als 88.000 Schülerinnen und Schüler an öffentlichen Schulen in 11 Städten.

Tipp zur Nachhaltigkeit: Das Curriculum und seine Figuren werden auf lokaler Ebene entwickelt und auf die nationalen Richtlinien für frühkindliche Entwicklung und Bildung abgestimmt. Das kommunale Engagement ist die Voraussetzung für den Erfolg des Programms.


Demenzpflege

Land: Italien

Schwerpunktbereich: Krankheitsprävention und -behandlung

Projektvorschlag: Das Programm zielt darauf ab, die Lebensqualität älterer Menschen mit kognitiven Störungen zu verbessern. Zu diesem Zweck soll ein neuer klinischer Weg beschritten werden, der öffentliche und ehrenamtliche Leistungen in hoher Qualität anbietet und die soziale Stigmatisierung von Demenz abbaut.

Aussagen der Jury: Das Programm möchte den gefährdeten Bevölkerungsgruppen in einem Land, in dem die alternde Bevölkerung rasant zunimmt, helfen und dem Slogan „Wir tun was“ (People of Action) eine neue Dimension geben. Wenngleich in erster Linie an Demenz erkrankte Menschen unterstützt werden, richtet sich das Programm auch an Familienangehörige, insbesondere Frauen, die durch die gleichzeitige Betreuung von Kindern und Eltern doppelt belastet sind.

Rolle von Rotary: Mitglieder des Rotary Clubs Cesena und des Rotaract Clubs Cesena setzen sich gemeinsam mit Mitgliedern des Rotary Clubs Cesena-Valle del Savio und des Rotary Clubs Valle del Rubicone für Alzheimer-Patienten ein und arbeiten zusammen mit Programmpartnern an der Qualitätsplanung und unterstützenden Systemen. Die Programmsponsoren haben sich bereits an andere Organisationen mit der Bitte um zusätzliche Investitionen in die Pflege von Demenzkranken gewandt, um eine künftige Erweiterung des Programms vorzubereiten.

Hauptpartner: Die Gesundheitsbehörde der Region Romagna (AUSL della Romagna) und die Universität Bologna

Erwartetes Ergebnis: Anstieg der Neudiagnosen von Demenz um 10 Prozent und der Teilnahme von diagnostizierten Patienten an Rehabilitationsmaßnahmen um 80 Prozent. Reduzierung der Notaufnahmen von Demenzkranken in Krisensituationen um mindestens 70 %.

Tipp zur Nachhaltigkeit: Durch die Partnerschaft mit der regionalen Gesundheitsbehörde wird das Programm zum strategischen Plan der Regionalregierung und die Schulungsmaßnahmen werden Teil der Zertifizierungs- und Weiterbildungsanforderungen.


HPV-Impfung

Die Planer eines viertes Programms wurden eingeladen, einen Projektvorschlag für 2021/22 einzureichen. Sie mussten ihr Projekt aber aufgrund von globalen Lieferkettenproblemen aus dem Wettbewerb zurückziehen. Die Rotary Foundation äußerte sich lobend über ihr Programmdesign, aber auch über ihr ehrliches Eingeständnis, aufgrund dieser Probleme das Programm nicht im vorgegebenen Zeitrahmen umsetzen zu können. Die Mitglieder des Rotary Clubs Padma Rajshahi (Bangladesch) arbeiten mit Unterstützung der Rotary Clubs North Columbus (Georgia, USA) und Kristiansand (Norwegen) sowie dem Rotaract Club of Metropolitan Rajshahi (Bangladesch) an der Weiterentwicklung ihres Programmdesigns und werden sich auch in Zukunft für die HPV-Impfung einsetzen, sobald die entsprechenden Materialien verfügbar sind.

Der Originalbeitrag erschien in der August-Ausgabe 2022 des Magazins Rotary.